Erste Bank Open: Erfolgslauf geht weiter – Erler/Miedler greifen nach Doppeltitel
Bereits mit dem 6:3, 7:6 (1) über die zwei Weltklasse-Einzelspieler Karen Khachanov und Andrey Rublev aus Russland und dem 7:6 (6), 6:4 gegen den Einzel-Weltranglistenelften Hubert Hurkacz (Polen) und den Ex-Doppel-Weltranglistenersten Marcelo Melo (Brasilien) hatten sie vorm Heimpublikum zu überzeugen und begeistern gewusst. Am Freitagabend haben Alexander Erler und Lucas Miedler bei den Erste Bank Open in Wien nun gar weiter nachgelegt. Das rot-weiß-rote Wildcard-Duo hat beim ATP-500-Heimturnier sensationell das Finale des Doppelbewerbs erreicht. Der Tiroler und der Niederösterreicher besiegten bei Erste Bank Open 2 Go, im Tenniszelt beim Wiener Eislauf-Verein am Heumarkt, in der Vorschlussrunde die belgischen Qualifikanten Sander Gille und Joran Vliegen, nach einer hart umkämpften Partie, mit 7:6 (4), 7:6 (5).
Oswald lässt mit Haase Matchball liegen
Erler/Miedler erhalten so die Chance auf den je zweiten ATP-Titel in ihren Karrieren nach den Generali Open Kitzbühel 2021, zum zweiten Mal bei einem Turnier in Österreich. Ihre Endspielkontrahenten werden erst Samstagabend ermittelt, im Spiel zwischen Santiago Gonzalez (Mexiko) und Andres Molteni (Argentinien) gegen die zwei Argentinier Francisco Cerundolo und Maximo Gonzalez. Letztere eliminierten unmittelbar vorm Finaleinzug von Erler/Miedler im Viertelfinale Philipp Oswald und Robin Haase nur hauchdünn mit 5:7, 6:3 und 12:10 im Match Tiebreak. Der Vorarlberger und der Niederländer vergaben hierbei im Match Tiebreak bei 10:9 gar einen Matchball und hatten beim gesamt dritten gegen sich letztlich doch das Nachsehen, trotz der vehementen und lautstarken Unterstützung von Seiten der Zuschauer.
Erler/Miedler machen es spannender als nötig
Auch das Semifinale von Erler/Miedler verlief recht dramatisch. Die beiden legten gegen Gille/Vliegen zunächst einen Fehlstart hin, kassierten nach einer 30:0-Führung gleich im ersten Spiel ein Break, doch machten den 0:2-Rückstand rasch wieder wett. Im Tiebreak behielten sie dank zwei Minibreaks zum 2:0 und 7:4 schließlich die Oberhand. Im zweiten Abschnitt wehrten Erler/Miedler bei 3:4 und 30:40 die einzigen zwei Breakmöglichkeiten ab und sahen nach zwei starken Returnpunkten im Tiebreak bei 4:1 mit zwei Minibreaks schon wie die sicheren Sieger aus. Ein Doppelfehler von Miedler zum 4:2 und ein weiterer von Erler zum 5:5 brachten jedoch wieder Spannung rein. Doch weil Vliegen bei 5:5 einen knallhart geschlagenen Passierball nur um wenige Zentimeter verfehlte und Gille bei 6:5 einen sehr machbaren Volley (auf einen für Miedler schwierigen Return gegen einen sehr zügigen ersten Aufschlag) ins Aus schob, hatten Erler/Miedler letztlich das bessere Ende für sich.
„Hoffen, dass wir in der Stadthalle auch gewinnen können“
„Es ist ein super Match gewesen“, strahlte Erler beim Siegerinterview auf dem Platz und bedankte sich bei den – trotz parallel ausverkaufter Stadthalle – doch einigen Fans, die für eine hervorragende Stimmung im Zelt am Heumarkt gesorgt hatten: „Es war wirklich mega.“ Über den Rückstand zum Beginn sagte Miedler: „Es hat heute nicht ganz optimal angefangen, das war nicht ganz der Plan. Aber wir haben uns gesagt, wir müssen jeden Punkt spielen. Wir spielen einfach unser Ding weiter, dann müssen die uns erst schlagen – und wenn sie halt gut genug sind, dann gratulieren wir ihnen, aber das müssen sie uns erst einmal beweisen.“ Und diesen Beweis konnten Gille/Vliegen letztlich nicht antreten. „Den Heumarkt haben wir jetzt mal gewonnen“, lächelte Erler – dem allerdings zunächst im ersten Erfolgsmoment nicht bewusst war, dass ihnen hiermit ein Finalauftritt in einer ausverkauften Wiener Stadthalle bevorsteht. Miedler bekannte dahingegen: „Wir wollten auch einmal in der Stadthalle spielen dürfen. Heumarkt 2022 haben wir gewonnen, aber jetzt hoffen wir, dass wir in der Stadthalle auch gewinnen können.“ Thomas Weindorfer, der Touring Coach der Schützlinge aus der ATC-Akademie, Thomas Weindorfer, stürmte anschließend selbst den Court und bedankte sich noch einmal gesondert bei allen Fans: „Ohne euch wäre das heute nicht möglich gewesen.“
Enttäuschter Oswald wieder auf Partnersuche
Oswald bedankte sich nach seiner Viertelfinalniederlage mit Haase gegenüber dem ÖTV zunächst herzlich bei Turnierdirektor Straka: „Ich bin natürlich sehr, sehr dankbar, dass Herwig uns diese Wildcard gegeben hat, das ist nicht selbstverständlich.“ Das Resümee fiel jedoch ziemlich zwiespältig aus: „Ich fand unsere erste Runde auf dem Center Court sehr solide. Es war uns schon klar, dass es auf dem Heumarkt ein bisschen anders wird, nicht so heiß – und deshalb langsamer. Ich habe das Gefühl gehabt, wir waren im ersten Satz auch deutlich besser, und im zweiten Satz kriegen wir darauf zwei Breaks über den Entscheidungspunkt, haben selbst Breakchancen und machen sie nicht. Und dann war’s irgendwie klar, dass das im Match Tiebreak wie ein Münzwurf wird“ – jedoch ohne Happy End. „Wir haben ja alles probiert und können uns nichts vorwerfen, aber ich bin natürlich unglaublich enttäuscht, dass wir verloren haben. Es ist superbitter, denn ich glaube, die Chance war historisch, weil alle Top-Teams in der ersten Runde ausgeschieden sind und das Feld wirklich weit offen war.“ Doch der heimische Routinier richtete den Blick schon wieder nach vorne: „Ich spiele jetzt diese Saison fertig, und dann wird abgerechnet.“ Der ATP-Bergamo stehe noch auf dem Plan, „dann muss ich mal schauen, was ich nächstes Jahr mache. Ich habe das erste halbe Jahr fast nichts zu verteidigen, daher möchte ich eigentlich schon weiterspielen, aber ich habe noch keinen Partner.“ Denn Haase werde 2023 mit Landsmann Matwe Middelkoop antreten. „Ich weiß daher noch nicht, mit wem und wo ich anfange. Es ist alles offen“, so Oswald.