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Krönung in Skopje gelungen: Schwärzler holt 1. ATP-Challenger-Titel

Der ÖTV-Youngster gewinnt auch das Finale und zieht damit bereits unter die Top 400 der Welt ein.
Verfasst von: Manuel Wachta, 25.05.2024
© Manfred Binder
Joel Schwärzler feiert seinen ersten Titel auf Challenger-Ebene.

Eine sensationelle Turnierwoche von Joel Schwärzler hat am Samstagnachmittag ihren erhofften Abschluss gefunden: Bei seinem erst achten Antritt auf ATP-Challenger-Level hat der Vorarlberger bei den Macedonian Open im Alter von gerade einmal 18 Jahren, 3 Monaten und 28 Tagen seinen ersten Titelgewinn verzeichnet. Die aktuelle Nummer eins der Jugendweltrangliste (ATP 664) setzte sich im Endspiel des Events der Kategorie 75 in Skopje auch gegen den polnischen Alternate Kamil Majchrzak (ATP 351), der schon die Nummer 75 in der Welt war, mit 6:3, 6:3 durch. Neben den 10.200 Euro Preisgeld macht der ÖTV-Vertragsspieler, der beim Verbandsleistungszentrum in der Südstadt unter ÖTV-Sportdirektor und Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer trainiert, mit den 75 eroberten ATP-Punkten in der Weltrangliste einen weiteren großen Sprung nach vorne. Bis zum 1. April 2024 hatte sich der Harder noch stets außerhalb der Top 1000 befunden, nun knackt er bereits die Top 400. Im Liveranking nimmt er aktuell Platz 387 ein.

Schwärzler hatte auf dem Weg zum Finale gleich drei Matches nach Satzrückstand noch gedreht, in seinem Auftaktspiel gar einen 5:7,-2:5-Rückstand – samt eines abgewehrten Matchballs. Nach einer daraufhin deutlichen Leistungssteigerung steht der Linkshänder am Ende also mit seinem Premierencoup da. Die Partie gegen Majchrzak hatte er immer unter Kontrolle: Im fünften Spiel vergab er noch eine erste Breakmöglichkeit, gewann im Anschluss aber satzübergreifend sieben Games in Serie, zu einer 6:3,-3:0-Führung. Zwar musste er bei den einzigen Breakbällen gegen sich das 3:2 hinnehmen, doch Schwärzler schlug sofort zur erneuten Breakführung zurück. Bei 5:2 und 0:40 als Rückschläger ließ er die ersten drei Matchbälle aus, zeigte aber keine Nerven und servierte anschließend zu null zum Sieg aus. „Ich bin einfach supersuperhappy, meinen ersten Titel auf diesem Niveau zu haben, das ist richtig geil. Ich freue mich richtig“, strahlte Schwärzler. „Ohne meinem Team und der harten Arbeit wäre das nicht möglich gewesen“, stellte er klar.

Mehr Spannung, Konstanz, Fokus und Gerald Melzer als Schlüssel

Im Finale gegen Majchrzak profitierte Schwärzler auch vom für ihn günstigen Match-up: „Man muss sagen, dass ihm mein Spiel nicht liegt. Er mag das flache Spielen – und ich habe sehr variantenreich gespielt, viel über die Flugbahn, dann manchmal einen Slice eingebaut.“ Das zeigte Wirkung, im Kombination mit viel Coolness, ganz besonders beim Ausservieren: „Da habe ich einfach richtig gut gespielt, zwei Asse serviert und noch eine lange Rally gewonnen, das war richtig wichtig.“ Der Schlüssel zu seinem Premierencoup sei in dieser Woche gewesen, „dass ich einfach konstanter gespielt habe. Bei den ersten zwei Challenger-Viertelfinals, die ich gespielt habe, war die Spannung nicht mehr so da, weil ich einfach schon so happy war, dass ich im Viertelfinale stehe. Und das ist mir die Woche nicht passiert. Das ist gut so. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt – wobei man natürlich happy ist, wenn man sein erstes Viertelfinale spielt. Dieses Mal bin ich besser damit umgegangen und wollte einfach mehr.“

Eine wichtige Rolle nahm auch Jürgens jüngerer Bruder Gerald Melzer ein, der nicht nur selbst in Skopje aufschlug, sondern Schwärzler auch vor Ort betreute: „Ohne ihn hätte ich wahrscheinlich schon die erste Runde verloren. Da habe ich richtig schlecht gespielt und er hat mir wirklich von außen geholfen, dranzubleiben und schlussendlich das Match noch zu gewinnen. Und auch im Viertelfinale war ich hinten und hat mein Gegner besser gespielt. Ohne Gerald hätte ich das Match vielleicht sogar in zwei Sätzen verloren, sogar wahrscheinlich. Er hat die ganze Zeit sehr positiv eingewirkt, obwohl ich mich aufgeregt habe, das war richtig geil von ihm und hat richtig gut geklappt. Ich bin ihm auch extrem dankbar.“ Große Freude herrschte bei Schwärzler freilich auch ob der rasanten Sprünge im ATP-Ranking: „Ich habe in letzter Zeit meinen Level einfach wirklich konstant gespielt – nicht immer, aber konstanter und fokussierter als davor, und das macht es dann aus. Natürlich bin ich nicht vom 1. April bis jetzt ein besserer Tennisspieler geworden, meine Schläge sind noch sehr gleich. Ich habe sie einfach besser eingesetzt.“

„Geile Woche“: Begeisterung bei Jürgen Melzer – und klares nächstes Ziel

Dass es im ATP-Ranking mittlerweile mit dem 17-jährigen Brasilianer Joao Fonseca (ATP 230) nur noch einen jüngeren Spieler vor ihm gibt, sah Schwärzler gelassen und äußerst demütig: „Das ist geil, aber ich bin immer noch Nummer dreihundertirgendwas der Welt, fast 400. Das ist noch weit weg von unserem Ziel, von meinem Team und mir. Also muss ich weiter arbeiten. Ich bin happy, dass ich jetzt in dem Zeitpunkt dort vorne stehe, aber es ist immer noch ein extrem weiter Weg.“ Auf die Unterstützung von Jürgen Melzer auf diesem Weg wird Schwärzler natürlich weiterhin zählen können. Der Ex-Weltklassemann zeigte sich vom Sieg seines Schützlings begeistert: „Da muss man natürlich unglaublich zufrieden sein. Eine tolle Woche, die mit einer Erstrundenniederlage fast beginnen hätte müssen – und im Endeffekt steht er jetzt mit dem Siegerpokal da. So werden Turniere gewonnen, und das ist das Schöne daran für die Entwicklung, für sein Ranking, für alles. Absolut geile Woche.“

Lange Zeit zum Verschnaufen gibt es für Schwärzler allerdings nicht: Am Freitag erfolgt bereits die Anreise zu den French Open in Paris, wo er im Juniorenbewerb im Vorjahr das Viertelfinale erreicht hatte – und heuer ein ganz klares Ziel verfolgt. „Ich weiß, dass ich da als Favorit hineingehe. Ich möchte dort gut spielen, einfach mein Spiel durchziehen – und vielleicht kann ich am Ende den Pokal holen. Es ist auf jeden Fall das nächste, ganz klare Ziel. Man hat letztes Jahr gesehen, wie ich bei den Grand Slams gespielt habe: Ich habe meinen Level, den ich kann, nicht abgerufen. Das werde ich dieses Jahr hoffentlich ändern. Ich freue mich schon.“

| Manfred Binder

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